Nach der Schule war ich ziemlich verloren. Und ich glaube, dass es vielen Menschen nach der Schule so geht. Würde ich nochmal meinem 22-jährigen Ich gegenübersitzen, welches total verloren in einem Uni-Cafe aus dem Fenster schauen würde, weil es überlegt, die bevorstehende Vorlesung sausen zu lassen, dann würde ich ihr einen Kaffee spendieren und eine wichtige Botschaft mitgeben. Welche das ist, möchte ich dir heute verraten. 

Orientierungslosigkeit nach der Schule

Ich kann mich noch an den Sommer erinnern, als ich mein Abi in der Tasche hatte. Sommer! Endlich aus dem Elternhaus ausziehen, endlich Party, endlich Freiheit!

Aber mit der Freiheit, kam die Überforderung.

Ich stand vor der Entscheidung, entweder für ein Jahr lang als Au-Pair in die USA zu gehen – oder hier zu bleiben und zu studieren.

Ich habe mich damals nicht getraut ins Ausland zu gehen.

Zum einen hatte ich damals mit 19 einen Freund in Kiel, zum anderen wollte ich nicht ein ganzes Jahr im Ausland „sinnlos“ verstreichen lassen.

Gründe für das Studium – und warum ich heute nicht mehr aus diesen Gründen studieren würde

Eigentlich habe ich mich für ein Lehramts-Studium entschieden, weil ich mal gehört hatte,…

  • dass es einen Lehrermangel gibt.
  • weil man als Lehrerin später ein gutes Gehalt erhält, Ferien hat und man verbeamtet wird.
  • und mir war dieser Beruf bekannt!

Lehrer waren für mich so…bekannt. Sicher. Beständig. Angesehen. Schließlich wollte ich auch so früh wie möglich in den Arbeitsmarkt kommen und Geld verdienen.

Und irgendwie wusste ich nicht, was ich sonst machen sollte. Also entschied ich mich, für ein solides Lehramts-Studium in Kiel.

Meine erste Fehlentscheidung von vielen

Das erste Studienwahl war ein Griff ins Klo. Latein und Religion auf Lehramt. Warum diese Kombi? Weil es schließlich meine besten Noten in der Schule waren.

Mein Studium war…so anders als Schule.

Ich kam nicht richtig rein. Ein paar Menschen habe ich kennengelernt, die echt ganz nett waren und mit denen ich mich auch außerhalb der Schule getroffen habe.

Aber ich war ehrlich gesagt sehr unhappy.

Die Inhalte waren so trocken wie die Wüste der Sahara. Theorie ohne Ende, kaum Bezug zur Praxis und meine Bafög-Schulden häuften sich von Semester zu Semester.

Trotzdem habe ich mich 2 Jahre lang durch ein Studium gequält.

Aber ich wusste einfach nicht, was ich stattdessen machen sollte. 

Was ich heute anders machen würde, wenn ich die Zeit nochmal zurückdrehen könnte?

Ich weiß, dass diese Lebenshase mich geprägt hat und dass sie einfach zu mir gehört. Trotzdem würde ich heute ein paar Dinge anders machen:

  • Zeit nehmen: Ich habe mir aber nicht so richtig Zeit genommen, mir Fragen zu stellen, was mir Spaß macht. Wie ich arbeiten möchte und was mich interessiert.
  • Visualisierung: Ich würde mich mehr damit beschäftigen, ob ich es mir vorstellen könnte, wie es sich für mich anfühlt, bis zur Rente tagein-tagaus als Latein- und Religions-Lehrerin vor einer Truppe von Kindern zu stehen!
  • Praktische Erfahrung: Ich würde z.B. auch mehr freiwillige Praktikas machen wollen, die in eine ähnliche Richtung gehen würden.
  • Erfahrungswerte von anderen einholen: einfach versuchen, mehr in den Austausch mit Lehrern oder angehenden Lehrern zu gehen.
  • Ehrlich zu sich selbst sein und Hilfe anfordern: Wenn man gerade total verloren ist, das auch zuzugeben und mit Freunden darüber sprechen.
  • Mit weniger Druck & Angst an die Sache gehen: Und dann noch dieser Zeitdruck, mir ja nicht zu lange Zeit zu nehmen…mit 20 habe ich mich damals so alt gefühlt…
  • Nicht an Erwartungen von anderen orientieren: Ich hätte versucht, mehr auf mich selbst zu hören, statt mich zu vergleichen oder darauf, was meine Eltern gesagt hätten.
  • Innenschau: Ich würde mich fragen, was MIR Freude und Spaß macht, welche Themen mich interessieren und was ich lernen möchte. Und mir das auch aufschreiben!

Warum ich heute mit Freude zurückblicke

Mit 22 habe ich mein Studium abgebrochen. Das war damals eine sehr schwere Entscheidung. Ich habe mich für eine Marketing-Ausbildung in einem Erotik-Konzern entschieden. Meine Eltern waren not so amused.

Was danach noch alles gekommen ist? Sehr viel 🙂 Davon berichte ich immer mal wieder hier auf meinem Blog.

Heute, mit 33, stehe ich voll dazu, ein kreativer Freigeist, selbständiger Marketing-Tausendsassa und Storyteller zu sein.

Ich liebe meine Erfahrungen, die meinen Lebenslauf zu einem bunten Lebensbuch machen.

Das allein für mich herauszufinden und mich selbst zu erkunden, meine Talente zu entdecken und mich so anzunehmen, wie ich bin…das war ein langer Prozess.

Damals, mit Anfang 20 hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass ich eines Tages so stolz sein würde, dass ich so viel in meinen 20ern beruflich ausprobiert habt.

Falls du also auch an einem Punkt stehen solltest, an dem du merkst, dass du noch nicht weißt, was und wer du werden möchtest…dann möchte ich dir sagen: das ist okay. Mach dir keinen Druck.

Sei nachsichtig zu dir.

Egal, wie alt du bist. Solange dein Herz noch schlägt, ist es noch nicht zu spät, dir diese Fragen zu stellen.

Genieße deine Reise im Wunderland!

Deine Jove

P.S.:Schreib doch gerne in die Kommentare, ob du auch mal an einem Punkt standest und dich gefragt hast, was du werden wolltest. Und wie es dir damit ging.

Ich freue mich von dir zu lesen.

Kommentare

2 Antworten zu „Was will ich werden?“

  1. Es ist ja schon herausfordernd, dass man von uns ab der 9. Klasse im Grunde wissen will, in welche Richtung unsere Ausbildung gehen soll. Man legt sich mit Wahlpflichtfächern fest und wöhlt danach Leistungskurse. Schon hier musst du ja wissen, was dir liegt und was du später brauchen kannst. Aber ich finde es schwer mit 16 oder 17 einen Plan zu haben. Man sieht es ja an den Werdegängen vieler, die dann später auf einmal nochmal umlernen, einen zweiten Bildungsweg wählen usw…
    Ich bin durch das „Du musst jetzt schnell einen Beruf finden“ für einige Jahre im Erziehertum gelandet. Grundsätzlich ein toller Job mit in der Regel dankbaren Eltern, aber undankbaren Verhältnissen, die einen bis in die Nacht hinein begleiten. Heute würde ich mich lieber banal an die Kasse setzen und dafür dann aber auch im Kopf Feierabend haben wollen, wenn es dann so weit ist. Schon witzig, wie sich das alles dreht und verändert.

    1. Huhu Sari,

      danke dir für deinen Kommentar! Ich sehe das wie du, dass man sich viel zu früh in der Schule und auch nach der Schule Druck macht, sich für eine Richtung entscheiden zu müssen.

      Ich finde, dass es dann auch kein Wunder ist, dass man sich erstmal finden muss und Berufswege geht, die am Anfang noch nicht zu einem passen.

      Schön, dass du für dich herausgefunden hast, was du möchtest bzw. nicht mehr möchtest 🙂

      Liebe Grüße,
      Jove

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